Home SonstigesKultur Star Trek Into Darkness – ab in den Abgrund?

Star Trek Into Darkness – ab in den Abgrund?

von Steffen Zörnig

Vier Jahre nach dem „Reboot“ der Star Trek Filme im Kino ist nun der zweite Star Trek Film vom Star Regisseur J.J.Abrams in die Kinos gekommen. Nach dem großen Erfolg des ersten Films waren meine Erwartungen an „Star Trek Into Darkness“ entsprechend hoch und wurden, um dieses vorwegzunehmen, nicht erfüllt. Auch wenn es sich dabei um einen wirklich guten Action Film handelt, der trotzdem mit einer guten und interessanten Story ausgestattet ist. Und würde nicht der Name „Star Trek“ an ihm kleben, so wäre ich begeistert aus dem Kinosaal gegangen.

Die Story handelt von einem Terroristen innerhalb der Sternenflotte, der versucht Zwietracht und Angst zu verbreiten. Dabei stößt er jedoch auf die Crew der Enterprise (Kirk, Spock, Pille, Scotty, Sulu und Uhura), die alles daran setzt diesen Terroristen zu jagen und ihm für seine Taten die gerechte Strafe büßen zu lassen. Doch kann ein Mann alleine überhaupt so viel anrichten, oder steckt dahinter vielleicht doch eine größere Verschwörung?

Gespielt wird der Terrorist von Benedict Cumberbatch, dem diese Rolle wie auf dem Leib geschrieben scheint, und seine Schauspielkollegen Chris Pine (Kirk), Zachary Quinto (Spock) und Zoe Saldana (Uhura) doch recht alt aussehen lässt. Gesehen habe ich den Film dieses Mal auf Deutsch, doch die Synchronsprecher haben aus meiner Sicht eine gute Arbeit geleistet. Ich freue mich aber schon darauf diesen Film in der Originalsprache dann auf Blu Ray zu sehen. Um die dritte Dimension wird in den ersten Wochen wohl kaum ein Zuschauer herumkommen, trotzdem ist sie aus meiner Sicht überflüssig – abgesehen von den Mehreinnahmen für die Kinos. Es gibt zwar 2-3 sehr nette 3D Szenen, trotzdem wirkte die 3. Dimension auf mich aufgesetzt, zumal der Film ursprünglich auch nur mit 2D Kameras gedreht wurde. Anders als bei „Fluch der Karibik 4 “ habe ich mich aber zumindest nicht geärgert den 3D Zuschlag bezahlt zu haben.

Achtung – ab jetzt kommen Spoiler!

Für mich hat der Versuch, Mainstream mit dem Star Trek Fandom zu verbinden, nicht wirklich funktioniert. Der Film hat sehr sehr viele Momente, die sich an die Fans der Serie richten. Die Einführung der Geheimorganisation Sektion 31 aus Star Trek Deep Space Nine zum Beispiel, oder auch die legendäre Szene, als Spock die Enterprise gerettet hat und sich im Sterben mit Kirk durch eine Glasscheibe unterhält. Gerade dieser Dialog aus dem originalen 2. Star Trek Film „Der Zorn des Khan“ gilt nicht umsonst als eine der besten Szenen in der Geschichte von Star Trek und so wirkte diese Neuinterpretation von J.J. Abrams auf mich in „Into Darkness“ wie eine billige Kopie. Gleiches gilt auch für den Kuss zwischen Uhura und Spock, welcher wohl auch ein Andenken an den ersten Kuss zwischen einem weißen Mann und einer schwarzen Frau im US-Fernsehen erinnern sollte.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich 2002 mit dem Sohn des Star Trek Gründers Gene Roddenberry über die Vision seines Vaters gesprochen habe und mit der dieser Film bricht. Der Film verkörpert nämlich eine viel dunklere Zukunft der Menschheit und nicht die geeinte Föderation, die hinter ihren Idealen steht. Das machte für mich lange Zeit Star Trek aus und so bin ich vermutlich auch deshalb von diesem Film doch enttäuscht.

Wohin wird sich Star Trek nun entwickeln? Ich hoffe sehr, dass der dritte Teil versucht eigene Momente zu erschaffen und nicht die aus den originalen Filmen zu kopieren – dabei aber nicht die positive Zukunftsvorstellung von Gene Roddenberry vergisst. Auch dürfte es interessant werden, wie es mit dem Star Trek Fandom insgesamt weitergeht. Mit Ende von Star Trek Voyager 2001 kam dieses doch recht plötzlich zum Stillstand und beginnt erst langsam wieder aufzutauen. So hat z.B. der Verlag CrossCult angefangen wieder Star Trek Romane herauszubrigen. Damit ist Star Trek alles andere als Tod, aber ich bezweifle auch, dass es nochmals ein so intensives Fandom geben wird, wie wir es Ende des letzten Jahrtausends gesehen haben.

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3 Kommentare

Oliver 19. Mai 2013 - 13:13

Ich finde, du überhöhst die Vergangenheit von Star Trek etwas. Ich bin mit TNG aufgewachsen, habe mit DS9 meinen Liebling gefunden, finde Voyager meist gut und sah schon den Selbstjustiz-Charakter von Enterprise als kritisch an. Die beiden neuen Star Trek-Filme sind noch unentschlossen. Ich vermute, dass der dritte hier die Entscheidung bringen wird im Konflikt zwischen Militär und Forschung.

Aber in der Rückschau bleibt auch bei den alten Star Trek-Filmen nur wenig gutes: Film 1 mit kaum einer Handlung und keiner Relevanz für die Zukunft des Star Trek-Universum. Film 2: Kahn, Spock tot. Film 3: Fortsetzung von Film 2. Spock wieder da. Film 4: Reise in die Vergangenheit. Wir holen einige Wale. Film 5: Reise zum Fake-Gott. Film 6: Frieden mit den Klingonen. Film 7: Übergabe an die TNG-Crew mit Hilfe des Nexus. Film 8: Erster Warp-Flug der Menschheit und Kontakt mit den Vulkaniern. Film 9: Verschwörung innerhalb Föderation um die Ausbeutung eines Planeten. Film 10: Romulanischer Klon von Picard, der schließlich von Picard getötet wird.

Bei vielen der alten Filme ist kaum eine nennenswerte Handlung vorhanden. Film 4 kann das durch den Humor noch verdecken, Film 5 ist eine vollständige Katastrophe und letztlich bleiben eigentlich nur 6 und 8 übrig.

Verschwörungen innerhalb der Föderation waren in den einzelnen Episoden der Serie und auch der Filme immer wieder thematisiert worden, teils durch äußere Einflüsse und durch eine innere Motivation. Dabei ging es auch immer um das Abwägen zwischen dem friedvollen Miteinander und der inneren Verteidigung. In DS9 war das zu Zeiten des Krieges gegen die Formwandler auf dem Höhepunkt, sowohl inoffiziell durch die Sektion 31 als auch offiziell, z.B. durch die zu absolvierenden Blutproben oder das geänderte Raumschiffdesign (Zugriffseinschränkungen der Bedienkonsolen). Into Darkness fällt hier eigentlich nicht wesentlich auf: Der Chef der Sternenflotte möchte den Krieg mit den Klingonen bewirken und damit Sektion 31 mit ihren auf Angriff optimierten Technologien zu stärken.

Natürlich ist mit der Zerstörung Vulkans eine neue Zeitlinie geschaffen worden. Das Verhalten des Sternenflotten-Chefs ist, auch im Sinne heutiger Politiker, folgerichtig. Schade ist, dass die Trennung zwischen Föderation und Sternenflotte nicht thematisiert wird und weiterhin unklar bleibt, in welche Richtung sich alles entwickeln wird. Sollte, wie angedeutet, im nächsten JJ-Film tatsächlich die bekannte 5-Jahres-Mission der friedlichen Erforschung thematisiert werden, so sieht das für die Zukunft eigentlich positiv aus. Damit ist allerdings die Chance auf einen „Neustart“ geringer: Der nächste Film wird parallel zu TOS laufen. Es wird sehr schwer werden, hier einen eigenständigen Film zu bilden, der nicht die Handlung der Serie kopiert.

Übrigens finde ich die Entwicklung des Star Trek-Universum in den Büchern viel spannender: Der Borg-Angriff mit dem Super-Würfel, der Borg-Angriff mit den 7.000 Kuben, die weitreichende Zerstörung der Föderation und ihrer Planeten, die Verschiebung des Machtgefüges, der Typhon-Pact, die neue Mission der Voyager im Delta-Quadranten etc. Die alternative Zeitlinie von JJ Abrams ist dagegen Kindergarten :). Und auch in den Star Trek-Büchern geht es um die Abwägung zwischen Angriff und Forschung, wie man z.B. an den neu entworfenen Ein-Mann-Kampfschiffen sehen kann, die mit in den Delta-Quadranten genommen werden.

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Steffen Zörnig 19. Mai 2013 - 15:04

Hallo Oliver,

dass die alten Filme bzgl. der Story wenig Tiefgang haben, kann wohl keiner leugnen. Das betrifft aber sehr viele Filme, darunter auch Star Wars. Trotzdem hatten sie immer die positive Vision der Federation mit der man sich bedingungslos identifizieren konnte. Gleiches gilt auch für die Folge „Das Pegasus Projekt“ von TNG, wo ja die Sektion 31 auch schon auftauchte (auch wenn sie da noch nicht so hiess und übrigens eine meiner Lieblingsfolgen ist). Auch hier waren die Fronten ziemlich klar. Natürlich ist das Leben kein Schwarz/Weiss – aber gerade Into Darkness lässt es den Zuschauer ziemlich unklar, wer jetzt die Guten und wer die schlechten sind.

Aber die Bücher sollte ich mir wirklich einmal genauer anschauen. Klingt doch deutlich vielversprechender als die Perry Rhodan Romane, die ich aktuell immer mal überfliege 😉

Danke
Steffen

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Trekkie 24. Mai 2013 - 09:29

Ich bin auch mit TNG groß geworden. Fand die Vision von STAR TREK / Gene Roddenberry faszinierend ;-| und fieberte lange Zeit Star Trek 10 entgegen. Star Trek 10 und 11 sind der Erwartungen mancher alten Trekkies nicht gerecht geworden. Liegt glaube ich daran, dass wir Star Trek Fans ja meistens damit groß geworden sind und mit den Änderungen nur sehr schwer, oder gar nicht klar kommen. Dennoch muss ich zugeben das im Nachhinein betrachtet die beiden Filme einen neu beginn für Star Trek darstellen. Ich freue mich das es weiter geht auch wenn ich mit einigen Dingen so nicht einverstanden bin bzw. selber es anders gemacht hätte…..

Die Hauptsache jedoch ist es das Star Trek sich entwickelt, wie alles im Leben. Wir müssen uns halt daran gewöhnen als alte Star Trek Hasen 😉 . Geben wir der Zukunft eine Chance……

Live long and prosper

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