Die Begeisterung von Kindern für das Lesen zu wecken, ist eine Herausforderung, die sich im Laufe der Jahre, trotz modernerer und zugänglicherer Kinderbücher, nicht grundlegend verändert hat. Comics sind oft ein hervorragender Einstieg für junge Leser und können sogar als Sprungbrett dienen, um später auch englische Literatur zu erkunden.
Am 11. Mai 2024 standen Kinder im Rampenlicht des Gratis Comic Tags, einer Veranstaltung, die ihnen in vielen Buchhandlungen und Bibliotheken kostenlose Comic-Leseproben anbot. Diese „Leseproben“ sind allerdings kaum als solche zu bezeichnen, da sie oft mehr als 40 Seiten umfassen, farbig gestaltet sind und tiefgehende Einblicke in verschiedene Comicserien bieten.
Für diese Aktion haben sich zehn Verlage zusammengeschlossen, um 21 Comic-Ausgaben in einer speziellen Edition zu produzieren, die dann in 932 Buchhandlungen und Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz verteilt wurden.
Die mediale Unterstützung war enorm: Tageszeitungen, Radiosender, Podcasts und weitere Medien berichteten ausführlich über den Gratis Comic Tag. Auch ich besuchte mit meinen beiden Kindern eine Filiale einer großen Buchhandelskette.
Doch trotz der sichtbaren Begeisterung meiner Kinder blutete mein Marketingherz. Eine noch so gut geplante und umgesetzte Kampagne kann an ihrer Umsetzung im Verkaufsraum scheitern. Ein Beispiel hierfür war unser Erlebnis in der Buchhandlung: Trotz eines großen Werbeplakats am Eingang, fanden wir die Comics in einer abgelegenen Ecke nahe des Eingangs, weit entfernt von anderen Kinderbüchern. In zwei Rollcontainern mit blauen Boxen, wo die Comics recht lieblos präsentiert wurden. Nur auf Rückfrage erfuhren wir, dass Kinder sich hier drei Gratis-Comics aussuchen dürften. Als eine Mitarbeiterin uns das eklärte, interessierte das die Erwachsenen, die neben uns standen und über 15 Comics in den Händen hielten, deutlich wenig als sie kurze Zeit später die Buchhandlung ohne einen Kauf mit den Comics verliessen.
Angesichts der vermutlich 3-stelligen Investitionen der Buchhandlungen, muss man sich fragen, warum die Umsetzung mindestens in dieser Buchhandlung so mangelhaft ausfiel. Versteht mich nicht falsch – meine Kinder waren überglücklich, und damit wurde der eigentliche Zweck der Aktion erfüllt. Und die Comics haben selbst mir Spass gemacht zu lesen und hatten eine tolle Qualität. Jedoch hätte die Buchhandlung deutlich mehr aus dieser Gelegenheit machen können, wie auch zahlreiche Instagram-Posts anderer Filialen derselben Kette beweisen, die das Potential der Aktion viel besser ausschöpften. Da gab es Zeichenwettbewerbe, Lesungen, Signierstunden oder zumindest gut angelegte Verkaufsflächen.
Ob wir die Bücher dann aber wirklich in dieser Buchhandlung kaufen, oder in einer anderen – ich weiss es noch nicht. Für mich zeigte aber das Interesse vieler Besucher (auch Kinder), dass gerade für kleinere Buchhandlungen hier durchaus Potential liegt.