Schon anhand der Reaktionen von Freunden und Kollegen wurde mir bewusst, dass Moskau für viele Europäer kein touristisches Standardprogramm ist. Eigentlich merkwürdig, denn bis auf das Visum (dazu hatte ich gestern bereits etwas geschrieben), ist es eine gewöhnliche Städtereise – wie auch in die Staaten oder andere europäische Länder. Zwischen 11 und 20 Millionen Menschen nennen die Metropole Moskau ihr Zuhause und das ist an schönen Tagen in vielen Parks oder auch auf dem roten Platz merkbar. Wir hatten 5 Tage bestes Wetter mit fast 30° Celsius – für meinen Geschmack hätten es 5-10° weniger auch getan – und so waren viele Parks auch deutlich überfüllt.
Untergekommen sind wir im Novotel Moscow Centre. Für das Doppelzimmer mit Frühstück haben wir rund 6.000 Rubel (150€) pro Nacht bezahlt. Nicht günstig, aber Moskau ist keine günstige Stadt – wie wir in den folgenden Tagen noch feststellen mussten. Für ein Mittag- bzw. Abendessen in einem der vielen Restaurants sollte man deshalb mit mindestens 25-30€ pro Person rechnen. Unser Hotel liegt direkt an einer Metro Station, sodass wir nur 15 Minuten bis zum Kreml oder zum roten Platz brauchten. Die Angestellten im Hotel sprachen zudem gutes Englisch – leider eine Seltenheit in Russland. Mit Englisch oder Deutsch kommt man in der Stadt nämlich nicht weit, auch wenn viele Leute sehr bemüht waren uns zu verstehen. Glücklicherweise haben wir eine gute Freundin in Moskau, die uns während der Zeit häufig begleitete und uns ihre Stadt zeigte.
Das Metronetz in Moskau funktioniert hervorragend und die Züge fahren meistens im 3 Minuten Takt. Für 30 Rubel (ca. 0,75 €) kann man im gesamten Metro Netz fahren. Wer länger bleibt, spart mit 10er oder 20er Karten. Die Metro Stationen sind zudem wahre Kunstwerke. Viele sind mit Marmor verkleidet und die Rolltreppen zu den Gleisen sind die längsten, die ich bisher gesehen habe. Erschwerend für Touristen kommt jedoch, dass eine Metrostation häufig einen Namen pro Linie hat. Fahren also 3 Linien von dieser Station ab, so hat diese Station auch 3 Namen. Da man sich die kyrillischen Namen sowieso schon schwer merken kann, verwirren die unterschiedlichen Namen zusätzlich.
Egal ob bei Tag oder bei Nacht – auf dem roten Platz ist immer etwas los. Am roten Platz befindet sich nicht nur der Kreml, sondern auch die Basilius-Kathedrale, das staatliche Historische Museum und auch das legendäre Kaufhaus Gum. Dort findet man alle hochpreisigen Geschäfte und Marken. Mit durchschnittlich 25.000 Rubel Monatseinkommen (1.250 €) dürften sich hier Russische Staatsbürger aber kaum etwas leisten können.
Überhaupt fällt der Unterschied zwischen Arm und Reich in Moskau sehr stark auf. Da steht der 20 Jahre alte Opel Corsa neben einem neuen Ferrari oder Porsche und durch die hohe Bevölkerungsdichte können sich auch besserverdienende Moskauer Bürger häufig nur eine mittelgroße Etagenwohnung in einem der vielen Hochhäuser leisten. Frei stehende Wohnhäuser sucht man vergebens. Im Zentrum Moskaus sind Wohngemeinschaften auf kleinstem Raum übrigens keine Seltenheit und Kinder wohnen deutlich länger bei ihren Eltern als in Deutschland.
Der Kreml ist für die meisten Touristen wohl, neben dem roten Platz, die größte Attraktion. Der Eintritt kostet 350 Rubel (mit Rüstkammer 700 Rubel) und man sollte bei gutem Wetter eine längere Wartezeit einkalkulieren. Das Ticket gilt immer nur für den aktuellen Tag und mit diesem kommt man dann relativ einfach in das Regierungszentrum hinter den roten Mauern. Neben den Kathedralen kann man zu bestimmten Zeiten auch die Rüstkammer besichtigen oder einfach den wunderschönen kleinen Park genießen.
Regelmäßig finden auch Wachablösungen im Kreml statt, welche recht beeindruckend sind und an „Changing of the Guards“ im Buckingham Palace erinnern. Insgesamt sahen wir in Moskau recht viel Sicherheitspersonal, fühlten uns von diesem aber nicht eingeschüchtert. Ganz im Gegenteil erlebten wir einige Wachleute als sehr freundlich, solange man sich an die Regeln hält. Das hatten wir gerade in den USA schon anders erlebt, wo das Sicherheitspersonal deutlich einschüchternder wirkt.
Am letzten Tag besuchten wir dann noch das sehr schöne Nowodewitschi-Kloster (dt. Neujungfrauenklosters), welches aufwändig restauriert wurde und ein UNESCO-Weltkulturerbe ist. Mit seiner Lage an am Fluss Moskwa, bietet es einen tollen Anblick – nicht nur vom angrenzenden Park.
Unser Moskau-Fazit
Fünf Tage (inkl. An- und Abreise) sind für Moskau nicht viel und so hatten wir in dieser Zeit auch ein recht straffes Programm. Trotzdem konnten wir viele Facetten dieser Stadt erleben und viele Eindrücke dieser Supermetropole mitnehmen. Anfängliche Bedenken bzgl. Militär und Sicherheitsleuten waren für uns völlig unbegründet und so behalten wir diese Stadt in guter Erinnerung und kommen gerne nochmals zurück – dann vielleicht im Winter, wenn Moskau ein weißes Kleid trägt.
2 Kommentare
Hallo Nicole,hallo Steffen
toller Bericht, der viel Nützliches auch für andere Reisende enthält. Wieviel einfacher ist es, mit einem Kreuzfahrtschiff Rußland zu entdecken, da gibt es Sammelvisa oder aber die Reisegesellschaft besorgt Alles.
Die tun ja gerade so, als wenn man dort bleiben will, ich jedenfalls nicht.
Viele Grüße
Gerd
Sehr schöne Bilder. Schon alleine für die moskauer Metrostationen würde sich eine Fotosafari nach Moskau lohnen.
Viele Grüsse