Praktisch jeden Tag liest man in den Medien wie wichtig der „Qualitätsjournalismus“ für uns alle ist und wie sehr er durch Google gefährdet wird. Doch ist Google dabei wirklich das Problem, oder haben sich die Journalisten und deren Verleger nicht selbst in die Situation gebracht? Im Internet finanzieren sich die meisten Angebote durch Werbung. Je mehr Leute die Seite aufrufen, je mehr Leute sehen die Werbung und bringen dem Verleger dadurch Geld. Deshalb werden viele Texte so geschrieben, dass sie bei Google viel gesuchte Wörter enthalten und so viele Google Nutzer anziehen und die Überschriften entsprechend reisserisch geschrieben um möglichst viele Klicks zu erzeugen. Ebenso werden die Themen natürlich nach den Interessen der Google User ausgerichtet und Quellen und andere Verweise nicht einmal verlinkt, da die Artikel so andere Seiten für Google interessanter machen würden.
Einige Verlage haben dieses Problem bereits erkannt und eine sogannte Paywall eingeführt. Bei einer Paywall kann man die Artikel nur lesen, wenn man dafür bezahlt hat. Doch die Verlage möchten normalerweise ja nicht auf die Google Leser bzw. deren Werbeumsätze verzichten und so öffnen sie ihre Paywall für Nutzer von Google. Dadurch verdienen sie doppelt. Einmal durch ihre treuen Leser die für die Beiträge Geld zahlen müssen und dann natürlich auch an den Google Nutzern durch Werbung. Und so sind die Autoren wieder in der Situation ihre Texte (optimiert) für Suchmaschinen zu schreiben.
Doch dieses Vorgehen gefällt nicht allen Journalisten und so haben sich 28 Journalisten im Projekt Krautreporter zusammengetan und möchten 15.000 unterstützer/Abonnenten gewinnen. Die 28 Journalisten wollen pro Tag 4 Artikel auf ihrer Plattform veröffentlichen und kostenlos ins Netz stellen. Dabei sollen sich komplett auf ihre Arbeit konzentrieren und sich nicht darum sorgen, ob ihre Artikel auch gut bei Google gefunden werden oder ob sie die Werbeeinnahmen irgendwie anders erhöhen können.
Wenn bis zum 13.06. die 15.000 Abonnenten erreicht werden, dürfte mit Krautreportern ein interessantes Projekt entstehen. Dann haben die Reporter ein Jahr Zeit die Abonnenten mit gutem Journalismus zu überzeugen auch im nächsten Jahr 60€ auszugeben.
Ich bin mit 60€ dabei und würde mich freuen, wenn sich mir noch mehr Leute anschliessen und den Krautreportern eine Chance geben.
2 Kommentare
[…] viel geschrieben worden, daher möchte ich hier nicht Bekanntes wiederholen. Ein Verweis auf das Blog von Steffen soll hier genügen, verbunden mit der dringenden Bitte, zu prüfen, ob Ihr nicht auch mit 5 Euro […]
Freut mich sehr, dass Du auch bei den Unterstützen dabei bist und auf deinem Blog berichtest. Habe mir erlaubt, deinen Beitrag zu empfehlen (pingback):
http://www.tamms-corner.de/index.php/2014/06/guter-journalismus-als-startup-projekt-linktipp/