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Kaufen, Werbung oder Betteln? Geld verdienen mit Podcasts.

von Steffen Zörnig

Podcast und Geld verdienenPodcasts begleiten mich von der ersten Stunde an. In den letzten Jahren ehr passiv als Konsument, aber auch aktiv mit dem Elbrauschen Podcast in den Jahren 2005-2007 von Maurice Renck und mir. Seit dieser Zeit habe ich mich immer mit Podcasts beschäftigt und auch 2010 mit über 100 Euro diverse Podcasts unterstützt. Neben mehr oder weniger penetrante Spendenaufrufe haben sich auch Premiumabos von Podcasts etabliert. Hier möchte ich einmal meine persönlichen Erfahrungen der letzten Jahre mit diesem Thema niederschreiben.
Einer der Pioniere im Podcast Bereich mit Bezahlinhalten war Harald Schmidt mit dem iSchmidt Podcast im Jahr 2005. Diesen konnte man über iTunes kaufen, für 99 Cent die Folge. Zwar fehlte der Podcast typische RSS Feed, trotzdem erfreute sich der Podcast einiger Beliebtheit.

Den nächsten direkten Kontakt mit Podcast und Geldverdienen hatte ich dann 2008, als Tim Pritlove für den Chaos Radio Express Podcast eine Bahncard 100 brauchte und dafür um Spenden bat. Diese kamen schnell zusammen und alle freuten sich über viele neue tolle Folgen des Podcasts.
Der IT Podcast „Bits und So“ führte ungefähr zur gleichen Zeit einen Premium Service ein mit dem Namen „Bits und so Plus„. Für rund 5 Euro im Monat bekommt man dort die Podcastfolgen mit Kapitelmarken und kann den Podcast auch live bei der Aufnahme hören. Genaue Zahlen sind nicht bekannt, mehrere hundert zahlende Abonnenten dürfte der Podcast jedoch sicher haben. Mich eingeschlossen.

Gefühlt wurde es danach recht ruhig, wenn man mal von Hinweisen auf Amazon Wunschzettel absieht.

Eine neue Dimension der „Spendenaufrufe“ in Deutschland erreichten für mich 2010 die Podcast Pioniere Alexander „Podpimp“ Wunschel und Annik Rubens. Zusammen mit Ihrem „Na Servus“ Podcast bitten sie schon seit längerer Zeit um Spenden. Mittlerweile wird jedoch jede Spende sehr gewürdigt und der Spendenblock kann schonmal mehrere Minuten einnehmen. Personen, die etwas mehr spenden, bekommen sogar eine virtuelle Krönung. Was am Anfang noch lustig war, ist für mich mittlerweile nervig und führt dazu, dass ich den Na Servus Podcast nur noch kurz anhöre wenn mir die Shownotes zusagen.

Alexander Wunschel hat noch zwei weitere Podcasts im Angebot. Zum einen der „Blick über den Tellerrand„, bei dem Neuigkeiten rund um Social Media und Web 2.0 vorgestellt werden. Wer sich am Podcast beteiligt (ob mit Arbeit oder Finanziell) wird zu einem Brainac und soll in Zukunft Zugriff auf exklusive Inhalte erhalten. Der Brouhaha Podcast von Alexander Wunschel und Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach beschäftigt sich mit Social Media Problemen von Firmen. Hier gibt es interessanterweise wenig Aufrufe für Spenden, doch gerade diese Inhalte würde sich, aus meiner Sicht, hervorragend für einen kostenpflichtigen Podcast eignen.

Bei Schlaflos in München bedankt sich Annik Rubens ja schon lange für kleine Geschenke und Zuwendungen. Das war bisher vollkommen ok, doch in Folge 559 wurde sie mir dann doch etwas zu penetrant. So sagte Annik (ab Minute 11) zum Thema Spenden: „Wenn man Freiberufler ist, dann ist jeder Tag, den man mit solchen Dingen verbringt, einfach ein Tag weniger an dem man Geld verdient hat für die Miete.“ … „Schlaflos in München ist für mich einfach weiterhin meine Spielwiese, meine Visitenkarte, mein Aushängeschild“ …. „und darüber kriege ich Aufträge.“ Die Argumentation ist mir nicht schlüssig und ich kann sie nicht einmal ansatzweise verstehen. Auf der einen Seite bittet sie um Spenden und erklärt wie schwer es gerade für Freiberufler ist, einen Podcast zu produzieren und auf der anderen Seite erklärt sie, dass der Podcast Werbung für sie als Freiberufler ist. Dass Podcaster, die als Angestellter einer anderen Arbeit nachgehen und so ihr Equipment nicht steuerlich absetzen können und die Produktion der Podcasts kein berufliches Marketinginstrument ist, lässt sie dabei unerwähnt. Nach dieser Folge habe ich übrigens aufgehört „Schlaflos in München“ zu hören. Das hat primär etwas mit den Themen des Podcasts zu tun, die mich nach 500 Folgen nicht mehr wirklich interessieren – aber der Anlass war dann doch dieses Statement.

Mein persönliches Fazit.
Natürlich ist das nur meine private Meinung und jeder Podcaster muss selber entscheiden, ob und wie oft er um Spenden bittet. Und gerade für Hobbypodcaster spende ich gerne mal den einen oder anderen Euro. Die Podcaster Timo Hetzel („Bits und so“) und Tim Pritlove (diverse Podcasts wie „Chaos Radio Express“) zeigen aber deutlich, dass man mit professionellen Podcasts vermutlich nicht reich werden kann, aber es durchaus zum Leben ausreichen kann. „Spendendienste“ wir Flattr sind hier sicherlich auch hilfreich. Ein permanentes Betteln um Spenden nervt mich zumindest sehr und schreckt mich ab. Hier würde ich ein kostenpflichtiges Abo oder auch Werbung im Podcast bevorzugen. Aber dieses Gejammer und Betteln geht mir leider wirklich auf die Nerven.

Und wie ist eure Meinung? Stört euch das Betteln in Podcasts und würdet lieber Geld zahlen oder ein bisschen Werbung hören? Kommentare zu diesem Thema sind sehr willkommen.

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6 Kommentare

dkf2010 5. Januar 2011 - 21:26

Geht mir genauso.
Als Podcaster kann man ja ab und zu nach Spenden fragen, aber es darf auf keinen Fall penetrant sein!
Wenn man sich das Podcasten nicht leisten kann, muss man es halt lassen, packt Premium-Dienste drauf oder es muss die Werbung her halten.

greets
Dennis

Antworten
maurice 5. Januar 2011 - 22:37

Hallo Steffen,

einen guten Artikel hast Du da geschrieben.
Zunächst muss ich sagen, ich finde es okay, wenn Podcaster um eine kleine Spende bitten, solange der Podcast nicht irgendwann nur noch als Spendenaufrufplattform dient. Da steckt ja meist viel Arbeit hinter und ich finde es nett, solche Arbeit auch honoriert zu bekommen. Ich persönlich freue mich dann aber auch über eine nette Mail oder einen Kommentar oder Link.

Ich selber höre nur noch wenige und nur noch selten Podcasts. Mir fehlt dazu die Zeit und Ruhe. Umso ärgerlicher, wenn man dann erstmal 10 Minuten Danksagungen zu hören bekommt. Man kann natürlich damit argumentieren, dass die moderne Technik ja auch das Vorspulen erlaubt 😉

Ich denke aber, wenn es wirklich so viele Leute stört, und diese sich dann auch Gehör verschaffen, dann wird es bei den Podcasts auch entsprechende Änderungen geben. Von daher ist so ein Artikel hier ein guter Schritt.

Antworten
Oliver 6. Januar 2011 - 07:23

Ich verstehe einerseits den Wunsch nach einer Monetarisierung in Podcasts. Ich finde auch, dass die harte Arbeit belohnt werden sollte und Podcasts aufnehmen ist nicht nur Spass, sondern kostet viel Zeit. Dennoch stecke ich auch in dem gleichem Dilemma: ich finde zB. künstlich gesprochene Werbung (so wie aktuell in Bitsundso) ganz schrecklich, ist sie auch noch themenfremd wie im Beispiel für Netto oder Lidl geschehen, noch viel schrecklicher und nicht überzeugend, dann bitte lieber einen professionellen Werbetrailer einbinden. Eine Lösung dafür habe ich auch nicht. Müssen wir wohl mit leben und hoffen unsere Lieblingspodcast finden einen Weg, sich ordentlich zu belohnen oder die eigenen Kosten zu decken ohne die Hörer zu sehr zu nerven.

Antworten
Thomas Borowski 6. Februar 2011 - 22:38

Tja, mit Podcasts Geld zu verdienen scheint in Deutschland derzeit wohl die totale Ausnahme zu sein. In den USA funktioniert es dagegen offensichtlich, wie man an Podcast-Netzwerken wie TWiT und 5by5 sieht.

Ich glaube es liegt zum einen daran, dass es in Deutschland schwierig ist, gute Werbekunden für Podcasts zu kriegen, vor allem, wenn man keinen Namen hat. Das ist natürlich auch ein Henne-Ei-Problem, aber irgendeiner muss halt mal anfangen. Es gibt aber auch glaube ich ein Mentalitätsproblem, dass viele Podcaster daran hindert, für ihre harte Arbeit (und das ist es zweifelsfrei) Geld zu verlangen.

Dann muss außerdem das „Geschäftsmodell“ zur Art des Podcasts passen. Während man News-Podcasts und Talkrunden vermutlich nur sehr schwer als Premium-Angebot vermarkten könnte, dürfte das mit Video-Tutorials z.B. für Software schon eher gehen.

Dass das alles hierzulande noch keiner wirklich professionell in Angriff genommen hat, ist schon erstaunlich und schade. Denn Podcasts haben grundsätzlich das Potenzial, zu einem ernstzunehmenden Alternativmedium zu werden. Aber dafür müssen Podcaster auch die entsprechende Zeit aufwenden und sich mit gutem Equipment ausstatten können. Und das geht nur, wenn man damit irgendwie auch mittelfristig seinen Lebensunterhalt verdienen kann.

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Bolle 21. Oktober 2013 - 17:50

Ich finde es schlimm wenn die Podcaster so jammern und sagen was sie sich alles nicht leisten können. Das kommt mir immer mehr auf die Ohren. Hier jammert einer er könne sich kein iPhone leisten oder er würde sein wirklich sehr gut laufenden Podcast nicht mehr machen, weil ihm die Kosten über die Ohren laufen, weil er sich ja gerade eine neue Anlage gekauft hat um dann zu sagen nächstes mal ist das vermutlich letzte Mal Podcast. Und siehe da, natürlich gehts weiter. Vorallem bedenklich wenn es Podcasts sind die ausschließlich am meckern und schimpfen sind wie der vom Hoppe oder die schweigende Mehrheit.

Antworten
Klaus 14. Dezember 2013 - 09:01

Ein schöner Beitrag, wenn auch für manch einen vielleicht etwas ernüchternd. Ich denke, mit dem Podcasten ist es so wie mit dem Bloggen – Das Geld fließt, wenn überhaupt, nur indirekt. Und Annik Rubens scheint dies ja auch so zu bestätigen, denn, wie in dem Beitrag zu lesen ist, generiert sie über „Schlaflos in München“ neue Kunden. Also, was will man(n)/sie mehr?

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