Seit vielen Jahren werden für Bewertungen im Internet 1-5 Sterne vergeben und auch heute noch erfreut sich diese Art der Bewertung großer Beliebtheit, obwohl sie kaum nachvollziehbar ist. Wie es zu diesen 5 Sterne kam, kann man kaum mehr nachvollziehen. Vermutlich geht es auf die Bewertungen von Hotels zurück, wo auch maximal 5 Sterne vergeben werden. Jedoch sind gerade die Hotelsterne kein gutes Vorbild für Bewertungen im Internet, da diese nach einem vorher festgelegten Katalog vergeben werden und nicht nach einem Bauchgefühl, wie es im Internet üblich ist. Am ersichtlichsten wird das Problem für mich immer bei einer Taxi Bestellung über MyTaxi. Hier soll ich nach einer Fahrt für das Taxi und für den Fahrer 1-5 Sterne vergeben. Doch wann vergebe ich einen Stern und wann vergebe ich fünf Sterne?
Würde ich mich an den Hotelsternen orientieren so müsste ich für eine normale Fahrt in einem sauberen Taxi 1-2 Sterne vergeben. 5 Sterne wären wohl angebracht, wenn das Taxi ein Rolls Royce wäre – wobei auch das sicher schon Geschmacksache ist. Für die Menschen ist dabei problematisch, dass sie auch schlechte Note vergeben möchten. Hat sich der Fahrer verfahren oder war das Taxi dreckig, dann würde es nach dem Punktekatalog von Hotels wohl gar keinen Stern geben. Als Kunde würde man am liebsten jedoch sogar negative Sterne vergeben. Wie mir Taxifahrer erzählt haben gibt es aber auch noch die Fahrgäste, die in den Sternen eine Schulnotenbewertung sehen. 1 Stern ist super, 5 Sterne ist durchgefallen. So vergibt jeder individuell Sterne und es ist schwer zu erklären, warum ein Taxi Fahrer mit 5 Sternen eine bekannte Strasse in Hamburg nicht kennt, oder es in einem 5 Sterne Taxi stinkt und dreckig ist.
Daher hat sich im Internet bei vielen Leuten ein umgekehrtes Schulnotensystem durchgesetzt. 3 Sterne ist Durchschnitt, 1 Stern ist schlecht und 5 Sterne ist hervorragend. Leider verzichten die meisten Internetseiten mit Bewertungsfunktion darauf ihr Sternesystem zu beschreiben. Weder Amazon, noch Qype oder MyTaxi erklären die Bewertungen. Positive Ausnahme ist dabei Apple, die per Mouseover einblenden was der Stern bedeutet. Dabei geht es von „Gefällt mir gar nicht“ (1 Stern) bis „Ist Toll“ (5 Sterne). Diese Bewertungsskala sieht man jedoch nur wenn man etwas bewertet. Wer sich nur über ein Produkt informiert sieht auch bei Apple die Bedeutung der Sterne nicht.
Dass es auch andere Bewertungssysteme gibt zeigt z.B. Youtube, wo man nur „Mag ich“ oder „Mag ich nicht“ anklicken kann. Das nimmt den Nutzer dann auch die subjektive Bewertung ab, ob er das Produkt nur gut oder sogar sehr gut findet. Noch einfacher geht Facebook vor, die über den „Gefällt mir“ Button sogar nur das positive hervorheben. Dadurch lässt sich jedoch nicht bestimmen, ob jemand einfach nicht auf gefällt mir klickt weil er es nicht gesehen hat, oder weil ihm der Inhalt nicht gefallen hat. Bei Google Plus kann man „Schlecht“, „Gut“, „Sehr gut“ oder „Hervorragend“ beim Bewerten von Unternehmen auswählen. Auch wenn es vielen schwer fallen dürfte zwischen „Sehr Gut“ und „Hervorragend“ zu unterscheiden, so ist es doch besser als das einfache Vergeben von 1-5 Sternen. Leider wird es bei Google Plus beim Lesen der Bewertungen dann aber auch ganz kompliziert, denn hier vergibt Google für jede Kategorie 1-30 Punkte, die der Webseitenbesucher nur mit dem Bewertungsschlüssel entschlüsseln kann – der sich zudem auch relativ weit unten auf der Seite befindet oder verkürzt als Rollover angezeigt bekommt (wenn er zufällig mit der Maus auf die Zahl kommt).
Mein Fazit
Wenn man auf einer Webseite also Bewertungen anbieten möchte, so sollte man sich genau überlegen welches System das Richtige ist und dafür sorgen, dass sowohl den Bewertern, als auch den einfachen Besuchern der Webseite klar ist, was diese Bewertung wirklich bedeutet. Bei Taxifahrten würde ich mir z.B. „schlecht“, „durchschnitt“ und „gut wünschen. Denn nur so bekommt man einen schnellen Überblick über die Qualität des Produktes oder des Unternehmens und kann sie danach ggf. auch in ein Verhältnis zueinander setzten. Zudem ist es wichtig aufzuzeigen, auf wie vielen Bewertungen das Ergebnis beruht. Denn wenn es insgesamt nur eine 1 Stern Bewertung gibt, so muss dieses noch nicht bedeuten, dass das Produkt auch wirklich nur einen Stern verdient hat. Bei Kaufentscheidungen sollte man sich zudem natürlich immer auch die meistens vorhandenen Textfelder durchlesen und auch beachten, dass es mittlerweile viele Firmen gibt die Bewertungen im Auftrag von Unternehmen – oder auch deren Konkurrenten – vornehmen.