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Facebook, StudiVZ und der Datenschutz.

von Steffen Zörnig

Ein soziales Netzwerk ist wohl das schlimmste was einem Datenschützer passieren kann. Die beiden großen sozialen Netzwerke Facebook und StudiVZ sprechen vor allem junge Erwachsene an, die sich gerne in Wort, Bild und Film mitteilen und so teilweise viel mehr preisgeben, als es ihnen lieb sein kann. Doch die User fangen langsam an zu erkennen, dass die Netzwerke nicht so privat sind und verschließen sich ihnen. Interessanterweise reagieren die Nutzer von Facebook dabei ganz anders als die User von StudiVZ. Ein Erfahrungsbericht.

Schon häufiger hatte die Holtzbrinck-Tochterfirma StudiVZ Probleme mit Hackern, denen es gelang Daten aus dem Netzwerk zu fischen (s. golem), wobei es hier seit einem Jahr relativ ruhig geworden ist. Interessanterweise hat sich das Verhalten der User nach den Angriffen kaum geändert. Ein Umdenken hat StudiVZ erst selbst herbeigeführt, als Ende 2007 neue Geschäftsbedingungen eingeführt werden sollten um personalisierte Werbung schalten zu können. Die neuen Geschäftsbedingungen wurden nach großen Protesten zwar entschärft, trotzdem haben seit dem viele User einen komischen Nachgeschmack. Und so nutzen sie anstatt ihres realen Namens wieder Spitznamen oder kürzen zumindest ihren Nachnamen ab. Dieses Verhalten der User führt jedoch dazu, dass sie von Freunden sehr viel schlechter gefunden werden und so der Reiz von StudiVZ etwas verliert. Ein positiver Nebenaspekt, den viele dabei nicht im Auge haben, ist jedoch, dass auch ein Personalchef zum Vorstellungsgespräch sehr viel tiefer suchen muss, um die Saufbilder der letzten Woche zu finden. Einen weiteren Trend hat Markus von mmyNews entdeckt. Einige User scheinen sich, ungeachtet den AGBs, einen zweiten Useraccount mit richtigem Namen anzulegen, um trotzdem gefunden zu werden. Ungeachtet der AGB Vorschrift, dass es pro User nur einen Account geben darf, ist das aber sicherlich nicht die Lösung aller Probleme. Und dass das Ändern des Usernamen überhaupt etwas bringt und Leute trotzdem noch gefunden werden, hat Thomas Promny entdeckt.

Häufig sagt man den USA einen sehr viel schwächeren Datenschutz als bei uns nach, trotzdem scheinen die User dem Dienst Facebook mehr zu vertrauen. Hier verwenden die meisten ihren kompletten Namen und geben in ihrem Profil auch ähnliche Informationen preis. Jedoch haben die Facebook-User erkannt, dass die eingestellten Bildern und Informationen relativ schnell in die falschen Hände fallen können und so wird das Profil nur für Freunde geöffnet. Außenstehende sehen gerade mal das Profilbild, den Namen und den Ort. Ob das Vertrauen in Facebook aber gerechtfertigt ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Auch hier sieht man relativ häufig Nachrichten von Datenschützern, die an der Vertrauenswürdigkeit von Facebook zweifeln.

Andere soziale Netzwerke bieten hier nicht die großen Angriffsmöglichkeiten. OpenBC/Xing richtet sich vor allem an Buisness User und bietet keine Spaßfunktionen wie Bilder, Videos und Co. Hier muss man nur überlegen was man in sein Profil schreibt und ob das Passbild vom Fotographen nicht doch besser ist als das Bild aus dem letzten Mallorca Urlaub. Die neue Plattform MeinVZ lehnt sich sehr an StudiVZ an und so gelten hier die gleichen Bedenken wie bei StudiVZ. Aufgrund der aktuell recht kleinen Nutzerschaft, lässt sich das aber noch nicht beim Verhalten der Nutzer sehen. Zu SchülerVZ lässt sich an dieser Stelle keine Aussage treffen, da es sich hier um eine geschlossene Plattform nur für Schüler handelt.

Fazit
Soziale Netzwerke machen solange Spaß, bis ungewollt Daten in die falschen Hände geraten. Es lohnt sich also vorm Einstellen über den Inhalt nachzudenken und auch zu überlegen was passiert, wenn der Chef, Dozent, die Eltern oder die Freundin/der Freund diese Informationen in die Hände bekommen. Dann können Dienste wie StudiVZ, MeinVZ und Facebook sehr viel Spaß machen. Natürlich muss man auch in Betracht ziehen, dass die sozialen Netzwerke einmal verkauft oder gehackt werden können und die Daten dann vielleicht nicht mehr so sicher aufgehoben sind, wie es heute noch scheint.

1 Kommentar

Philipp A. 5. Dezember 2010 - 12:11

Hallo Steffen, auf der einen Seite mahnst Du (Selbst-)Datenschutz in Sozialen Netzwerken an. Andererseits nutzt Du auf Deiner eigenen Webseite Dienste wie Google Analystics – die über Trackingcookies und ähnliches Nutzerdaten aufzeichnen. Das passt für mich nicht ganz zusammen…

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