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Hotelgutscheine von Groupon und Co – Fluch oder Segen?

von Steffen Zörnig

Auch wenn die besten Zeiten für Groupon und Co vermutlich vorbei sind, so erfreuen sich Gutscheine noch immer großer Beliebtheit. Vor einiger Zeit bekamen wir von Jochen Schweizer eine Gutscheinbox für 3 romantische Hotelübernachtungen für zwei Personen geschenkt. Nimmt man den Preis von 50€ für diese Geschenkbox, so klingt das wirklich günstig, aber natürlich steckt hier die Tücke im Detail. So muss man pro Person und Nacht die Kosten für die Halbpension (also Frühstück und Abendbrot) selber zahlen. Zudem ist natürlich auch die Auswahl an Hotels eingeschränkt, laut Jochen Schweizer 1.600 Hotels in 15 Ländern. Wir haben einige der Hotels angefragt und in den meisten zahlt man für die Halbpension 40 bis 50€ pro Person. Wir hatten uns für ein nettes Landhaus in NRW entschieden wo wir 45€ pro Person zahlen mussten für Frühstück und ein 3 Gänge Menü am Abend. Doch ob man wirklich spart hängt entscheidend von der Mahlzeit am Abend ab.

Im Restaurant wurde das 3 Gänge Menü für 22€ an normale Gäste verkauft und laut Rechnung kostet das Frühstück 6€ pro Hotelgast. Für die Halbpension zahlen Gäste mit Gutschein also 17€ mehr als normale Gäste, da es immer 2 Personen sind immerhin 34€. Das klingt zwar nicht ganz fair, aber noch ok. Insgesamt hat uns eine Nacht inkl. Halbpension und Gutscheinkosten (50€ für 3 Gutscheine) 106,66€ gekostet. Hätten wir regulär über das Internet gebucht wären es 131€ gewesen (87€ für das Hotelzimmer inkl. Frühstück und 22€ pro Person für das 3 Gänge-Menü).

So haben wir 25€ die Nacht gespart, mussten aber auch Kompromisse in der Hotelauswahl und der Reisezeit (die Hotels vergeben meistens nur ein gewisses Kontingent ihrer Zimmer an Gutschein Übernachtungen) eingehen und jeden Abend 3 Gänge essen. Hätte uns ein Hauptgang Abends gereicht, so hätten wir ungefähr den gleichen Betrag wie ohne die Gutscheine bezahlt. Natürlich bekommt man diese Gutscheinbox meistens geschenkt, so dass die Kosten für die Gutscheine meistens ja nicht selber getragen werden müssen. Zurecht darf man aber den Sinn von Gutscheinen hinterfragen, wenn man für den Gutscheinwert der Übernachtung (81€, also 87€ ohne Frühstück) nochmals 90€ zusätzlich zahlen muss um den Gutschein zu nutzen.

Ich hatte mich an einem Abend noch recht lange mit einem Hotelangestellten über diese Gutscheine unterhalten, denn für das Hotel sieht die Lage natürlich noch ein bisschen anders aus. Der Gutscheinpreis von 16,60€ geht natürlich nicht komplett ans Hotel, da Firmen wie Jochen Schweizer oder auch Groupon an diesen Deals mitverdienen wollen. Die genauen Konditionen werden meistens individuell ausgehandelt, marktüblich sind nach meinen Recherchen aber 50-70%. in diesem Beispiel gehe ich also davon aus, dass das Hotel nicht 106,66€ sondern 95-98€ bekommt und Leistungen für 131€ anbietet. Wenn das Hotel nun nicht das Essen in minderwertiger Qualität zubereitet, dann bekommt es 36€ weniger als üblich. Bei normalen Margen im Hotelgewerbe macht man so keinen Gewinn, sondern eher ein kleines Minus. So werden diese Gutscheine genutzt um nicht gebuchte Zimmer zu belegen und gehofft mit zusätzlichem Umsatz wie Getränken (die nicht im 3 Gänge Menü enthalten sind), Wellness oder zusätzlichen Nächten das Minus in ein Plus umzuwandeln. Das klappt angeblich manchmal, aber auch nicht immer, weswegen in diesem Hotel eine gemachte Groupon Aktion nicht wiederholt wurde, jedoch an Jochen Schweizer noch festgehalten wird. Gerade bzgl. Groupon bestätigt das die weitläufige Meinung, dass sich dieser Dienst für viele – gerade kleinere – Betriebe nicht lohnt und die dadurch gewonnen Gäste wirklich Schnäppchenjäger sind und meistens nicht wiederkommen und auch nur das mit dem Gutschein bezahlte Angebot nutzen.

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